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Short Report on the visit of Barthold Witte

Auf Einladung von der Prof. Gottfried Niedhart und Dr. Oliver Bange vom Thyssen-Projekt "Détente und Ostpolitik" referierte Barthold C. Witte am Freitag, den 16. Juli, im Seminar für Neuere Geschichte über die bundesdeutsche Rolle auf dem Weg zur KSZE-Schlußakte von Helsinki 1975.
Witte war als Geschäftsführer der Naumann-Stifung in den sechziger Jahren mitverantwortlich für den ostpolitischen Kurswechsel der FDP. 1971 trat er noch unter Scheel in den Auswärtigen Dienst ein und wurde 1973 mit der Aushandlung des wohl berühmtesten Aspektes der KSZE-Schlußakte, dem Korb III über die Freizügigkeit von Personen und Informationen, beauftragt. Vom Kreml, von den Regierungen des Warschauer Paktes, aber auch von den meisten Verbündeten im Westen war die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa als indirekte Friedenskonferenz über Deutschland geplant worden, die die Grenzen von 1945, das Ergebnis des 2. Weltkrieges, endgültig besiegeln sollte. Für die Vertreter aus Bonn kam es hingegen darauf an, das Prinzip eines "peaceful change of frontiers" in die Konferenzpapiere hineinzuschreiben. Daß man sich dazu des öfteren in einer Position einer gegen 34 befand, daß – auch mit den Westalliierten – dazu öfter "mit dem Säbel statt mit dem Florett" gefochten werden mußte, führte Witte einprägsam aus. Da es ohne die Deutschen, zumal die Westdeutschen, keine KSZE-Schlußakte geben würde, hieß es schlicht, "sich nicht beirren lassen." Am Ende wurde nicht nur der "peaceful change" in der Schlußakte kodifiziert, sondern in Korb III – wieder unter tatkräftiger Mitwirkung Wittes – die Freizügigkeit von Personen und Informationen; also jener Klausel, auf die sich nur Tage und Wochen nach der Konferenz von Helsinki bereits die Dissidenten in Moskau, Warschau, Ostberlin, aber auch die unterdrückten Oppositionellen in Griechenland und Portugal beriefen und berufen konnten. Die Rolle der KSZE-Schlußakte in den Prozessen, die schließlich zur Wende von 1989/90 führten, kann kaum unterschätzt werden. Kein Wunder, daß Barthold Witte mit spürbarem Stolz auf das Produkt auch seiner Bemühungen vor dreißig Jahren zurückschaute. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte einmal die ausgesprochen unterhaltsamen Memoiren von Barthold Witte (Für die Freiheit eine Gasse, erschienen im Hohenheim Verlag, Köln 2003, für 22€) zur Hand nehmen.